Die Linde 

Gesät von einem Winde,
Der ihren Samen einst verlor,
Strebt eine junge Linde
Aus dunklem Grund hervor.

Der Erde Muttergüte
Betreute sie so lieb und bang,
Bis dass die erste Blüte
Aus ihrem Leibe sprang.

Wie sie nun breit ausladet
Ihr goldig blühendes Geäst,
Steht sie von Gott begnadet
Im Leben stark und fest.

O Erde, liebe Erde,
Mach mich der jungen Linde gleich,
Du liebe Seele, werde
Wie sie so blütenreich! 

Text: Alfons Petzold 1882 - 1923

Quelle: http://www.gedichte.eu/71/petzold/gesang/die-linde.php

Die Linde 

Oft fühl ich mich einsam im Lärm meiner Stadt
zwischen Mauern und Herzen aus Stein,
wo kaum jemand Zeit für den anderen hat
und fast jeder lebt für sich allein. 
Da wird über alles und jeden geklagt,
zu viel wird geredet, zu wenig gesagt -
eine Sehnsucht in mir wird unsagbar gross,
und meine Seele fliegt einfach los. 
Dann schliess ich die Augen und sitze im Traum
auf der Bank vor dem Haus unterm Lindenbaum,
mein Herz ruht von Trubel der lauten Welt aus
und ist endlich wieder zu Haus! 
Dann singt mir die Linde ihr uraltes Lied,
ihre Worte, die geh'n mir so nah:
"Ich habe noch jedes Jahr wieder geblüht,
was auch immer auf Erden geschah.
Der Duft meiner Blüten, mein lindgrünes Kleid
rührt die Herzen der Menschen seit ewiger Zeit!

Ich kann überall zu Hause sein,
auch zwischen Mauern aus Stein!
Und fühlst du dich einsam, dann denke daran,
dass mein Lied dich immer begleiten kann,
es fährt mit dir in die Welt hinaus
und es bringt dich wieder nach Haus!“
Text: Christian Malkommes

Quelle der obigen Gedichte: http://www.forster-arena.ch/miPages/inPages/linde/gedichte/gedichte.html